Beispiel: Neapolitaner



Ludwig van Beethoven, Sonate cis-Moll, op. 27 Nr. 2, Beginn des ersten Satzes

Am Beginn von Beethovens "Mondscheinsonate" kann man sehr gut die atmosphärische Wirkung des neapolitanischen Sextakkordes hören. Er schwebt gewissermaßen zwischen fis-Moll und D-Dur. Funktional ist es ein fis-Moll-Dreiklang (also eine Subdominante) mit kleiner Sext "d" statt der Quint "cis". Das ergibt sich aus dem Kadenzzusammenhang (vor allem der Fortsetzung mit D7 und T) sowie dem oktavierten Grundton "fis" im Bass. Das Tonmaterial des Akkordes ist allerdings identisch mit einem D-Dur-Dreiklang (in cis-Moll Dreiklang über der zweiten Stufe), was hier noch durch die Voranstellung des Tonikagegenklangs unterstützt wird: Dieser kann auch als Dominante zu D-Dur gehört werden.



Ein weiterer berühmter Neapolitaner:


Wolfgang Amadé Mozart, Klavierkonzert A-Dur KV 488, Beginn des zweiten Satzes "Andante"

Während Beethoven eher darauf bedacht scheint, den Akkord möglichst organisch und eher unauffällig in den Kadenzablauf zu integrieren (die gleichmäßige Triolenbewegung wird nicht unterbrochen, der Akkord steht auf der unbetonten zweiten Takthälfte), breitet Mozart ihn geradezu genussvoll zeitlich über zwei ganze Takte und räumlich über eineinhalb Oktaven aus, unterbricht den pulsierenden Rhythmus und macht ihn so zum eigentlichen Höhepunkt der harmonischen Entwicklung.

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© Christian Köhn